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Batteriespeicher als Treiber der Energiewende

Im Rahmen der Maßnahme „Nutzen statt Abregeln 2.0“ hat die Bundesnetzagentur wichtige Kriterien für große, netzgekoppelte Speicher festgelegt, die vor allem darauf abzielen sollen, zur Verringerung der Abregelung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen wegen strombedingter Engpässe beizutragen. Diese Vorgaben bieten eine solide Grundlage hinsichtlich der Nutzung von Batteriespeichern und zusätzlich eine hervorragende Möglichkeit, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen effizient zu speichern und so Netzüberlastungen zu vermeiden.

Insbesondere für Industriekunden könnte das neue Modell von Vorteil sein, aber für Speicherbetreiber gibt es noch Raum für Verbesserungen. Während der aktuelle regulatorische Rahmen durch die Integration von Speichern mit einer Leistung von über 100 Kilowatt in den Redispatch nach § 13a EnWG bereits gute Ansätze bietet, könnte eine weitergehende Anpassung der Vergütungsmechanismen den effektiven Einsatz von Speichern noch stärker fördern.

Redispatch: Schlüssel zur Sicherung der Netzstabilität

Der „Redispatch“ ist ein Fachbegriff im Bereich des Stromhandels. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz lässt er sich wie folgt erklären:

„Redispatch bedeutet wörtlich eine Änderung des sogenannten Dispatches, der den “Fahrplan” der Kraftwerke bezeichnet: Die Kraftwerksbetreiber melden den Übertragungsnetzbetreibern verbindlich an, wie sie am Folgetag ihre Kapazitäten einplanen. Welches Kraftwerk wird wann wie viel Leistung ins Netz einspeisen? Ergibt die Auswertung dieses Dispatch, dass Engpässe drohen, oder kommt es tatsächlich kurzfristig zu Überlastungen, fordern die Übertragungsnetzbetreiber von den Kraftwerksbetreibern die Änderung ihrer Fahrpläne, also den Redispatch. Ziel ist es dabei, die Netz- und Systemstabilität – und so die hohe Versorgungssicherheit der Verbraucher – zu erhalten sowie Netzunterbrechungen abzuwenden“

Die Energiewende wird durch die stetig hohen Kosten für Redispatch-Maßnahmen herausgefordert, die zwischen Juli 2021 und Juli 2023 erheblich schwankten – von 32 bis 477 Millionen Euro pro Monat. Trotz dieser Kosten haben große Batteriespeicher ein enormes Potenzial, das noch nicht voll ausgeschöpft wird. Derzeit ist es oft günstiger, erneuerbare Anlagen abzuregeln, als den Strom in Batteriespeichern zwischenzuspeichern.

Ein positiver Aspekt ist die Diskussion über das kostenbasierte Verfahren für Speicher, das Bieterverhalten optimieren könnte. Die letzte Konsultation hat Bedenken aufgezeigt, die zwar noch nicht vollständig adressiert wurden, aber den Weg für wichtige Verbesserungen öffnen. Diese könnten helfen, zukünftige Vergütungsmechanismen besser auf die Nutzung von Speichern auszurichten.

Das aktuelle kostenbasierte Marktdesign setzt voraus, dass strategisches Bieten ausgeschlossen ist. Doch das ist bei Batteriespeichern nicht immer gewährleistet. Daher gibt es keine stichhaltigen Gründe, den marktbasierten Redispatch für Speicher zu verhindern. Ein marktbasiertes Modell könnte Fehlanreize beseitigen und den Einsatz von Speichern effizienter und kostengünstiger gestalten. Speicher würden gemäß ihrem Marktwert für Netzentlastung vergütet, was es ihnen ermöglichen würde, ihre Flexibilität zu einem besseren Preis anzubieten.

Um die Flexibilität von Batteriespeichern besser nutzen zu können, wäre ein marktbasiertes Verfahren vorteilhaft. Dieses würde auch die Kostenbasis von erneuerbaren Energien im Redispatch unterbieten. Dadurch könnten Netzengpässe effektiver vorhergesagt werden und die Flexibilität könnte dort eingesetzt werden, wo sie am meisten Nutzen bringt – lokal im Netz oder auf einer übergeordneten Ebene.

Wege zur erfolgreichen Integration von Batteriespeichern

Die effektive Integration von Batteriespeichern, insbesondere in das Redispatch-Verfahren, ist entscheidend für eine erfolgreiche Energiewende. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Batteriespeicher die Schwankungen der erneuerbaren Energien ausgleichen und die Stabilität sowie Effizienz des Stromnetzes erheblich verbessern. Neben den vielen Chancen bringt die Einbindung von Batteriespeichern in den Redispatch-Prozess jedoch auch technische und regulatorische Herausforderungen mit sich. Die Flexibilität von Batteriespeichern, ihre Ladezustände und ihre Fähigkeit, schnell zwischen Be- und Entladevorgängen zu wechseln, erfordern neue Ansätze im Netzmanagement. Die genaue Ermittlung von entgangenen Zusatzerträgen und der Batterieverschleiß durch häufiges Laden und Entladen stellt eine weitere Herausforderung dar. Da nur die Speicherbetreiber die tatsächlichen Kostenstrukturen kennen, ist ein marktbasiertes Redispatch-System eine vielversprechende Lösung, um die Integration von Speichern sinnvoll zu gestalten und gleichzeitig EU-rechtliche Vorgaben zu erfüllen.

Daher steht die Bundesnetzagentur vor der anspruchsvollen Aufgabe, ein System zu entwickeln, das die Netzstabilität durch die effiziente Nutzung von Batteriespeichern stärkt. Auch die Bundesregierung hat in ihrer kürzlich veröffentlichten Wachstumsinitiative die Bedeutung von Speichern für das Stromnetz und erneuerbare Energien hervorgehoben und unterstützt die Bundesnetzagentur dabei, langfristige Planungssicherheit für Speicher zu schaffen.

Letztlich ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Gesetzgebern, Regulierungsbehörden, Netzbetreibern und Speicherbetreibern entscheidend. Nur durch diese gemeinsame Anstrengung können Batteriespeicher zur Optimierung des Stromnetzes beitragen sowie ihre Rolle als Schlüsseltechnologie in der Energiewende auch in der Praxisanwendung entfalten.

Quellen:
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/NSA/start.html
https://www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/__13a.html
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Schlaglichter-der-Wirtschaftspolitik/2024/08/04-wachstumsinitiative-der-bundesregierung.html
https://www.bmwk-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2015/06/Meldung/direkt-erklaert-redispatch.html
https://www.pv-magazine.de/2024/07/29/batteriespeicher-fuer-die-energiewende-wie-sich-ungenutzte-potenziale-ausschoepfen-lassen/
Bildquelle: https://stock.adobe.com/de/

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