Rückblick: GReEneff Impulsveranstaltung „Energieausweis – Quo vadis?“
Im Rahmen der GReENEFF Impulsveranstaltung stellte Laura Muhr von der IZES gGmbH das Projekt ePanacea und die Diskussion um den Energieausweis auf EU-Ebene vor. ePanacea (smart European energy performance assessment & certification) ist ein EU-Forschungsprojekt, welches die Herausforderungen des aktuellen Energieausweises adressiert. Defizite des heutigen Energieausweises sind zum Beispiel die geringe Vergleichbarkeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten, eine Diskrepanz zwischen berechnetem und realem Energiebedarf und Hürden im Hinblick auf die Nutzung als Informationstool. Das Projekt ePanacea strebt die Entwicklung einer neuen und ganzheitlichen Mess-und Berechnungsmethodik für den Energieausweis an, welche verschiedene Interessenslagen miteinbezieht. Diese Interessen wurden anhand von Interviews und Workshops in Spanien, Belgien (Flandern), Finnland, Österreich, Griechenland und Deutschland ermittelt.
In der Veranstaltung erörterte Laura Muhr die Bedürfnisse von End-Nutzer*innen (z.B. Gebäudenutzer*innen, Mieter*innen und Gebäudebesitzer*innen) und anderen Stakeholdern (z.B. Architekt*innen, Energieberater*innen und politische Entscheidungsträger*innen). Auf der einen Seite wünschten sich Endnutzer*innen Informationen über den tatsächlichen Energieverbrauch und Kosten im Zusammenhang mit dem Gebäude, sowie Empfehlungen für Renovierungen und Energieverhalten. Auf der anderen Seite sei anderen Stakeholdern die Vergleichbarkeit der Energieeffizienz von Gebäuden und eine dynamische Energiebewertung-und Zertifizierung wichtig. Sie könnten sich vorstellen, den Ausweis in zwei Versionen (für Endnutzer*innen und für Behörden) aufzuteilen. Ein weiterer Wunsch der Nutzer*innen sei die Erklärung des Ausweises durch „Intermediäre“ sowie eine ganzheitliche und neutrale Energieberatung.
Außerdem präsentierte Laura Muhr Empfehlungen für die nächste Generation des Energieausweises: Der Energieausweis solle in zwei Versionen aufgeteilt werden und dynamischer gemacht werden. Die Informationsqualität solle verbessert werden und zusätzliche Indikatoren zu Raumluftqualität, Komfort und smart readiness sollten enthalten sein. Der digitale Ausweis solle mit weiteren Datenbanken verbunden sein und in einem erweiterten Rahmen auf Quellen hinweisen, die über den Vergleich der Energieeffizienz von Gebäuden hinausgehen. Die Empfehlungen wurden in der Veranstaltung diskutiert.
Die Teilnehmer*innen stimmten zu, dass der Energieausweis für Wohnungssuchende in Deutschland im Vergleich zu Kriterien wie Lage und Gesamtkosten einer Wohnung nicht relevant sei und eher als Verpflichtung wahrgenommen wird. Die niedrige Qualität der Informationen des jetzigen Energieausweises sei ein Hindernis für die Wahrnehmung des Ausweises als nutzbringendes Informationstool.
Die Anmerkungen der Teilnehmer*innen decken sich mit den Bedürfnissen von Expert*innen, welche von Laura Muhr vorgestellt wurden: Der Energieausweis und dessen Qualitätskontrolle sollte verbessert werden und der Anspruch an die Zertifizierer in Bezug auf die Ausstellung des Ausweises sollte erhöht werden. In der Diskussion stand auch die gleichzeitige Nutzung von zwei verschiedenen Berechnungsarten der Energieeffizienz in Deutschland in der Kritik, da sie die Energieausweise weniger vergleichbar mache. Unter den Teilnehmer*innen war die bevorzugte Methodik, den Energieausweis anhand des Energiebedarfs zu errechnen, anstelle des Energieverbrauchs. Die Möglichkeiten sich online einem qualitativ schlechteren Energieausweis ausstellen zu lassen wurden als Hindernis wahrgenommen.
Die Vorschläge zwei online Formate des Ausweises für Endnutzer*innen und für Behörden zu kreieren wurden von den Teilnehmenden positiv aufgenommen. Andererseits wurde darauf hingewiesen, dass die Kosten des Energieausweises nicht zu sehr steigen sollten. Als ein möglicher Lösungsvorschlag wurde ein Format besprochen, bei welchem zusätzliche Informationsangebote im Energieausweis verlinkt werden. Eine weitere Anmerkung, die aufkam, war, dass Endnutzer*innen nach der Ausstellung dazu motiviert werden sollten, sich den Ausweis erklären zu lassen. Zusammenfassend ging aus der Veranstaltung hervor, dass durch die Verbesserung der Informationsqualität des Energieausweises und durch die Kommunikation seines Nutzens das Potential des Energieausweises besser ausgeschöpft werden könnte.
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