Rückblick Fachseminar und Werkstattgespräch „Masterplan Ladeinfrastruktur und seine Folgen: Ziele, Maßnahmen, Förderprogramme für privates, gewerbliches und öffentliches Laden“
Am Donnerstag den 04.02.2021 konnte die ARGE SOLAR e.V. zusammen mit dem Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES gGmbH) über 100 Teilnehmer beim Fachseminar und Werkstattgespräch „Masterplan Ladeinfrastruktur und seine Folgen: Ziele, Maßnahmen, Förderprogramme für privates, gewerbliches und öffentliches Laden“ begrüßen. Das Fachseminar fand als Halbtagesveranstaltung in Ergänzung des „Elektromobilitäts-Tages Saarland“ Anfang Dezember 2020 statt. Dort war der Wunsch vieler Teilnehmer deutlich geworden, sich nochmals eingehender mit den aktuellen Maßnahmen und den förderrechtlichen Rahmenbedingungen für den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität zu beschäftigen. Die Veranstaltung fand virtuell statt, was dazu führte, dass die Moderatoren Teilnehmer über die Grenzen des Saarlandes hinaus begrüßen konnten.
In Ihren Begrüßungen wiesen Ralph Schmidt (Geschäftsführer ARGE SOLAR e.V.) und Sven Weber (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr) auf die Wichtigkeit der wachsenden Ladeinfrastruktur im Elektromobilitätsbereich hin und deren Aufgabe den reibungslosen Weg hin zu einer Mobilitätswende gezielt sicherzustellen.
Nachfolgend stellte Andrea Amri Henkel von der Leitstelle für Elektromobilität des Saarlandes die Bemühungen des Saarlandes vor, die Ladeinfrastruktur innerhalb des Saarlandes weiter auszubauen und wie die momentane Entwicklung in diesem Bereich aussieht.
Laura Femmer, Lisa Mildenberger und Dominique Sévin von der NOW GmbH stellen im Anschluss zu den Ausführungen von Andrea Amri-Henkel die Bemühungen und Pläne der Bundesregierung vor, wie ein nachhaltiger Ausbau der Ladeinfrastruktur gelingen soll. Laura Femmer präsentierte den Masterplan Ladeinfrastruktur und welche Ziele dieser beinhaltet. Lisa Mildenberger stellte die kommende „Unterstützung vor Ort“ vor, die gezielt Kommunen dabei helfen soll, die Ladeinfrastruktur im kommunalen Raum noch weiter auszubauen. Dominique Sévin stellte die vorhanden und kommende Förderkulisse vor, die von Seiten des Bundes betrieben wird um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu fördern und auch zu beschleunigen. Für alle vorhanden oder kommenden Förderprogramme in diesem Bereich gilt, dass der Strom der eingesetzt wird (Betrieb- und Ladesituation) komplett aus erneuerbaren Energien bezogen werden muss.
Im Bereich des Ausbaus der Ladeinfrastruktur im privaten Bereich (KfW 440) konnte Dominique Sévin berichten, dass von Seiten des Bundes zeitnah eine Aufstockung der finanziellen Mittel des Programmes erfolgt. So wird es eine Aufstockung des bereits vorhandenen Budgets von 100 Millionen Euro geben, so dass das Fördervolumen von 200 Millionen auf 300 Millionen anwächst. Aber auch mit dem zusätzlichen Budget sind bereits mehr als zwei Drittel des Volumens ausgeschöpft. Zum 31. Januar zählte die Kreditanstalt für Wiederaufbau schon 192.281 Anträge auf insgesamt 237.507 Ladepunkte.[1]
Neben dem bekannten Zuschussprogramm KfW 440 stellte Dominique Sévin aber auch die kommenden Förderprogramme vor. So wird es voraussichtlich ab Sommer 2021 ein Förderprogramm für die gewerbliche Ladeinfrastruktur geben. Das Programm wird von 2021 bis 2025 laufen und wird ein Budget besitzen von 350 Millionen Euro. Innerhalb dieses Förderprogrammes werden die Anschaffungen von Ladestationen ab 3,7 kW Leistung für Gewerbetreibende gefördert. Eine Pauschalförderung ist ab 350 Euro möglich.
Ebenso soll bereits ab diesem Frühjahr ein Förderprogramm für Ladeinfrastruktur Vor-Ort kommen. Innerhalb dieses Förderprogramms welches als De-Minimis Förderung aufgesetzt wird, können Kommunen, Gebietskörperschaften und Privatpersonen Anträge stellen für Ladeinfrastruktur von 3,7 bis 50 kW. Der teilweise dazu notwendige Netzanschluss wird innerhalb der Förderung mit abgedeckt. Die Förderung wird 80% der förderfähigen Kosten abdecken und besitzt ein Budget von 300 Millionen Euro.
Ebenso wird die bereits bekannte Förderrichtlinie für die öffentliche Ladeinfrastruktur ab Frühsommer 2021 nochmals neu aufgesetzt. Innerhalb einer Laufzeit von 2021 bis 2025 können Interessierte (bspw. Energieversorger) in verschiedenen Calls sich den umfangreichen Aufbau von Normal- und Schnellladeinfrastruktur fördern lassen. Das Budget dieses Förderprogramms beträgt 500 Millionen Euro und beinhaltet eine Förderquote von 60% auf die förderfähigen Kosten. Innerhalb der Ausarbeitung der Förderrichtlinie hat sich das Bundesverkehrsministerium darauf verständigt, dass max. nur 10% der zur Verfügung stehenden Fördermittel an einen Antragssteller gehen dürfen. Die soll dazu beitragen, dass auch kleinere Interessenten die Förderung in Anspruch nehmen.
Lisa Mildenberger und Andrea Amri-Henkel thematisierten in einer Diskussionsrunde die Herausforderungen beim Aufbau kommunaler Ladeinfrastruktur. Dabei ging es vor allem um konkrete Unterstützungsangebote des Bundes und der Länder. Die Diskussion wurde ergänzt durch Impulse und Erfahrungen aus der Praxis von Hans-Henning Krämer, dem Klimaschutzmanager der Biosphäre Bliesgau und Horst Rupp, dem Klimaschutzmanager der Stadt Saarlouis sowie Guillem Tänzer von den Stadtwerken Saarlouis.
Die Ergebnisse der Diskussionsrunde zeigten, dass Herausforderungen vor allem beim Aufbau des erforderlichen Know-hows durch die lokalen Akteure liegen, aber auch die zum Teil schwierige Suche nach geeigneten Flächen wurde als häufiger Grund genannt. Gleichzeitig wurden auch die Verbesserungen bei den aktuellen Unterstützungsangeboten diskutiert, dabei zeigten sich eine Vereinfachung der Antragsstellung und die Notwendigkeit höherer Förderquoten, als wichtige Anhaltspunkte.
In einer abschließenden
Umfrage wurden Themenwünsche für weitere Veranstaltungen abgefragt. Dabei zeigt
sich, dass vor allem die Wissensvermittlung zu Förderprogrammen eine wichtige
Rolle spielt, aber auch die Weitergabe technischer Informationen und die
Vernetzung unterschiedlicher Akteure.
[1] Quelle: https://www.electrive.net/2021/02/11/bund-stockt-wallbox-foerderung-auf-300-millionen-euro-auf/