Ökologisches Dämmen mit nachwachsenden Rohstoffen
Eine fachgerechte Dämmung der Gebäudehülle kann einen wichtigen Beitrag leisten um Energie und CO2 einzusparen, sowie die Heizkosten drastisch zu senken. Eine gut gedämmte Gebäudehülle ist die Grundvoraussetzung für ein behagliches Raumklima. Der winterliche Wärmeschutz wird gewährleistet und auch in den Sommermonaten schützt es vor der Hitze.
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz, Zellulose, Hanf, Schilf, Flachs oder Schafwolle weisen eine Reihe bauphysikalische Vorteile auf, die vielen Hausbesitzern noch nicht oder unzureichend bekannt sind. Ihr Marktanteil liegt bei etwa 7 Prozent. Vorteile dieser Dämmmaterialien sind z.B. die Tatsache, dass sie Luftfeuchtigkeit gut regulieren können und so zum Erhalt eines besseren Raumklimas beitragen. Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen haben in der Regel eine sehr gute Ökobilanz und pflanzliche Dämmstoffe tragen zum Klimaschutz sogar mehrfach bei. Das während des Wachstums der Pflanze eingelagerte CO2 bleibt im Dämmstoff gebunden und wird nur dann wieder freigesetzt, wenn das ausgediente Material am Ende seiner jahrzehntelangen Verwendung thermisch verwertet wird.
Laut einer aktuellen Umfrage von co2online (https://www.co2online.de/service/news/beitrag/oekologische-daemmstoffe-grosse-zufriedenheit-nach-daemmung-aber-handwerker-fehlen-16805/) sind Hausbesitzer, die ihr Eigenheim mit ökologischen Dämmstoffen gedämmt haben, zu 95 % damit zufrieden.
Was versteht man unter nachhaltigen Dämmstoffen bzw. Naturdämmstoffen?

Unter dem Begriff „Naturdämmstoffe“ werden Dämmstoffe aus Materialien pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft (z.B. vulkanische Perlite und Bims) zusammengefasst. Dämmprodukte aus pflanzlichen und tierischen Materialien werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, weshalb sie manchmal auch als „nachwachsende Dämmstoffe“ bezeichnet werden. Natürlich enthalten einige dieser Produkte in der Praxis synthetische Zusatzstoffe, um sie vor Brand, Feuchtigkeit oder Schädlingen (wie z.B. Motten) zu schützen. Ein Dämmstoff kann dennoch als „natürlicher Dämmstoff“ bezeichnet werden, wenn synthetische Additive nicht mehr als 25 % des Materialanteils ausmachen.
Welche Dämmwirkungen haben Naturdämmstoffe?
Eine Vielzahl von Naturdämmstoffen verfügen über eine niedrige Wärmeleitfähigkeit (von 0,04 W/mK). Bei einem etwas höheren Lambda-Wert (z.B. von Strohballen) wird eine dickere Dämmschicht benötigt. So könnten sogar Passivhäuser in Strohballenbauweise realisiert werden. Des Weiteren gilt zu beachten, dass Naturdämmstoffe eine hohe Wärmespeicherfähigkeit aufweisen. Diese Eigenschaft ist beispielsweise im Dachbereich essentiell, wo der Temperaturverlauf im Tag- und Nachtrhythmus möglichst stark gedämpft werden soll, obwohl ansonsten keine oder wenig speicherfähige Bauteile vorhanden sind.
Wie wird die Nutzungsdauer eingeschätzt?
Hersteller konventioneller Dämmstoffe beziffern die Lebensdauer ihrer Dämmstoffe mit 25 bis 50 Jahren, wobei gut geschützte Wärmedämm-Verbundsysteme oder Dämmstoffe in der obersten Geschossdecke auch länger als 50 Jahre halten können, bevor erneute Modernisierungsmaßnahmen nötig sind. Das Münchener Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) beziffert in seiner Metastudie ( FIW: Metastudie Wärmedämmstoffe –Produkte –Anwendungen –Innovationen, 2013) zu Wärmedämmstoffen die Nutzungsdauer sogar zwischen 30 und 60 Jahren.
Naturdämmstoffe sind ebenso lange haltbar wie konventionelle Dämmstoffe, wenn sie fachgerecht und vor Feuchte geschützt eingebaut werden. Wie alle Dämmstoffe sind auch Naturdämmstoffe bestimmten physikalischen Prozessen wie Druck, Erschütterungen, Wärme, Kälte etc. ausgesetzt, die theoretisch eine Verminderung der Dämmschichtdicke und damit des Dämmwertes zur Folge haben könnten. Bei losen Dämmstoffen können physikalische Einflüsse zu Setzungen, also Hohlräumen, in der Dämmung führen, wenn sie nicht fachgerecht eingebaut werden. Überprüfungen und Tests haben gezeigt, dass lose Naturdämmstoffe setzungssicher sind (http://baustoffe.fnr.de/daemmstoffe/verwendung/setzungsrisiko, abgerufen 4.1.2016 und http://www.daemmwerk.net/setzung.html, abgerufen 4.1.2016).
Wo finden Naturdämmstoffe ihre Anwendung?
Naturdämmstoffe eignen sich sowohl zum Einsatz in Neubauten als auch zur Sanierung von Altbauten. Mit Naturdämmstoffen können grundsätzlich Decke, Dach, Boden, Innen- sowie Außenwände gedämmt werden. Je nach Anwendung gibt es unterschiedliche Dämmstoffsorten (Einblas- und Schüttdämmstoff, Matten- und Plattenform, Wärmedämmverbundsystem). Besonders gut eignen sich Naturdämmstoffe für die Wärmedämmung des Daches (Aufsparren-, Zwischensparren-, Untersparrendämmung), der obersten Geschossdecke sowie für die Dämmung hinterlüfteter Vorhangfassaden zur Außendämmung. Aufgrund ihrer günstigen bauphysikalischen Eigenschaften werden NawaRo-Dämmprodukte sehr gern für die Innendämmung eingesetzt und werden somit häufig in der Denkmalpflege verwendet. Bei der Dämmung erdberührter Bauteile (Perimeterbereich), oberhalb der Abdichtung eines Flachdaches und zur nachträglichen Kerndämmung von Außenmauerwerk sind Naturdämmstoffe in der Regel bauaufsichtlich nicht zugelassen.
Weiterführende Links bzw. Informationen:
https://www.duh.de/naturdaemmstoffe/
Bildquellen:
Beitragsbild Seegrasdämmung: Jörn Hartje, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Seegrasdaemmung.JPG
Bild Hanfdämmung: Christian Gahle, nova-Institut GmbH, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hanfdaemmstoff_CG.jpg