Ausbau der Wärmenetze in Deutschland und Frankreich
Memo „Bestandsentwicklung, Förderprogramme, Planung und Akteure“ – Erarbeitung durch das DFBEW (Deutsch-französisches Büro für die Energiewende)
Wärmenetze sind ein Weg in die Dekarbonisierung, wenn die Wärme über Erneuerbare Energien (wie z.B. Solarthermie, große Wärmepumpen, Geothermie und industrielle Abwärme) bereitgestellt wird. Der Anteil der Wärmenetze in Deutschland beträgt lt. Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik ca. 10% (Stand 2017) und sollte mindestens verdoppelt werden, um die Ziele, die die deutsche Bundesregierung im Klimaschutzplan definiert hat, bis 2050 zu erreichen. Auch Frankreich macht sich stark für den Weg in die Klimaneutralität ganz Europas bis 2050, indem klima- und ressourcenschonende Technologien und CO2-freie Prozesse forciert werden.
Lena Müller-Lohse, Referentin Bioenergien im DFBEW hat einen aufschlussreichen Bericht zu Status Quo, Ausblick, Fördermöglichkeiten und den am Ausbau beteiligten Akteuren verfasst: „Wärmenetze in Deutschland und Frankreich: Bestandsentwicklung, Förderprogramme.“
Auf 10 Seiten gibt das Memo vom Januar 2020 einen Überblick über Eckdaten zu Wärmenetzen in Deutschland und Frankreich (Stand 2016/2017). Dabei wird auch auf Rahmenbedingungen in den beiden Nachbarländern eingegangen, die für das Verständnis unterschiedlicher Entwicklungen von Bedeutung sind.
In Deutschland gab es demnach 2017 ca. 1.450 Wärmenetze mit einer Trassenlänge von über 21.600 km. Im selben Jahr hatte Frankreich gut 760 Wärmenetze bei einer Netzlänge von ca. 5.400 km. Die Nettowärmeerzeugung für die Versorgung über Wärmenetze betrug in Deutschland ca. 137 TWh (2016). 13,6% der eingespeisten Wärme stammten hier aus erneuerbaren Energien (EE), v. a. Biomasse. Ein geringer Anteil stammte aus Geothermie (0,2%) und Solarthermie (0,002%). Mit 40 % ist Erdgas der wichtigste Wärmelieferant.
In Frankreich wurden 2017 insgesamt 33 TWh in Wärmenetze eingespeist. Frankreich begünstigt die Nutzung von EE wie insbesondere Biomasse und Geothermie, die 22 % bzw. 5 % der Gesamtwärmeerzeugung für Wärmenetze gewährleisten. Auch hier ist aber Erdgas mit 37 % der wichtigste Energieträger.
In Deutschland will man sich im Rahmen der Wärmewende neben dem Aufbau neuer Wärmenetze auf die Modernisierung des Bestands konzentrieren. Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU sieht ab 2020 bis 2030 eine Erhöhung des EE-Anteils in Wärmenetzen um jährlich 1 Prozent vor. Deutschland folgt dem 30%-Ziel und erwartet 2021 einen Anteil von 21%.
In Frankreich stieg bereits zwischen 2005 und 2017 der EE-Anteil (einschließlich der Rückgewinnung von Wärme) an der von den Netzen verteilten Wärme von 25% auf 56%. Dies sei, so das Memo des Deutsch-französischen Büros für die Energiewende, insbesondere auf den 2009 eingerichteten „Fonds chaleur“ (Wärmefonds), ein nationales Förderprogramm, zurückzuführen. Nach dem französischen Energiewendegesetz und der mehrjährigen nationalen Energieplanung sollen bis 2030 38% des Endwärmeverbrauchs durch EE gedeckt werden – gegenüber 20% im Jahr 2016. Außerdem sieht das Gesetz eine Verfünffachung der gelieferten erneuerbaren Wärme, Kälte und Abwärme in Wärmenetzen bis 2030 gegenüber 2012 vor, was 39,5 TWh entspräche.
Das Memo fasst im Folgenden die wichtigsten Fördermaßnahmen für Wärmenetze in Deutschland und Frankreich zusammen.
In Deutschland ist das umfangreiche Marktanreizprogramm (MAP) das zentrale Förderinstrument für den Einsatz von EE im Wärme- und Kältebereich. Hinzu kommt die systemisch angelegte Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (Wärmenetzsysteme 4.0), die besonders innovative Wärmenetzprojekte unterstützt. Weitere Förderungen auf Grundlage des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) und KfW-Zuschüsse im Rahmen des Förderprogramms „Energetische Stadtsanierung“ ergänzen das Bild.
In Frankreich ist insbesondere der schon erwähnte „Fonds chaleur“ zu nennen, der im Jahr 2020 über 350 Millionen € bereithält. Knapp 50% der Investitionen betreffen hierbei Wärmenetze. Die durchschnittliche Unterstützung liegt bei 30% pro Projekt. Eine weitere Fördermaßnahme ist die Absenkung der Mehrwertsteuer von 20% auf 5,5% für Wärme aus Wärmenetzen, die zu mehr als 50% aus EE gespeist werden. Als wichtiges Instrument der französischen Energiepolitik werden zudem seit 2006 handelbare Energiesparzertifikate (certificats d’économies d’énergie (CEE), sog. „weiße Zertifikate“) für die Durchführung oder Finanzierung von Energiesparmaßnahmen ausgestellt. Energieversorger sind verpflichtet, für jeden Verbraucher ein Energiesparziel für einen Zeitraum von 3-4 Jahren zu definieren. Werden die Verpflichtungen nicht eingehalten, drohen finanzielle Einbußen durch den Entzug von Energiesparzertifikaten. Eine weitere Förderung erfahren Wärmenetze, die zu mindestens 50% mit EE versorgt werden. Diese können in einem bestimmten Verfahren „klassifiziert“ werden, was zu einem Anschlusszwang für Verbraucher in diesem Gebiet führt.
Das Memo schließt mit der Darstellung der für die Errichtung von Wärmenetzen erforderlichen Verfahren und der jeweils beteiligten Akteure ab.
Das Deutsch-französische Büro für die Energiewende (DFBEW) wurde von den Regierungen Deutschlands und Frankreichs mit dem Ziel gegründet, Brücken zwischen den Akteuren der Energiewende in beiden Ländern zu bauen. Aufgaben sind die Vernetzung der Akteure der Energiewende in Deutschland und Frankreich, die Förderung des Austauschs von Best Practices zwischen Vertretern von Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und die Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen zu rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten der Energiewende.
Download des Memos unter
Wärmenetze
in Deutschland und Frankreich – Deutsch-französisches Büro für die Energiewende
(DFBEW)
Innovative Wärmenetze im Projekt INTERREG V A “Großregion”
Im Rahmen des Interreg V A-Großregion-Projekts „GReENEFF“ unter Federführung der Arge Solar entstehen bis zum Jahr 2022 mehrere innovative Wärmenetze in der Großregion. Die GReENEFF-Pilotprojekte in Harthausen und Maikammer des Partners Pfalzwerke Gruppe (Rheinland-Pfalz) und Morhange des französischen Wasserversorgers SIERE nutzen Geothermie. Im GReENEFF-Pilotprojekt ELMEN der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft SNHBM in Luxemburg ist die Nutzung von Solarthermie vorgesehen. Eine besonders energieeffiziente Nutzung von Erdgas in Wärmenetzen demonstriert das Pilotprojekt „Ensdorf-Süd“ der Gas- und Wasserwerke Bous-Schwalbach (GWBS).
Das Interreg-Programm fördert u.a. auch die Umsetzung dieser Wärmenetze im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Partner aus allen Teilgebieten der Großregion begleiten die Projekte, diskutieren die Ergebnisse und organisieren den grenzüberschreitenden Fachaustausch.
Informationen zu diesen Projekten und dem Projekt „GReENEFF“ auf der Website www.GReENEFF.eu und Olaf Gruppe, Projektmanager GReENEFF 0681 99884392 -307, gruppe@argesolar-saar.de